Alltag im Krankenhaus | November 2013

 

VORSICHT

Dies ist ein Nächstes-mal-anders Geburtsbericht – bitte überlege dir genau, ob du ihn lesen möchtest.

Man kann daraus viel lernen – aber  …

 
Geburtsbericht

Den Beginn des Geburtsverlaufs mache ich mal mit dem Erwachen in der Nacht vom 30.11. auf den 01.12.fest.

Um 3.30 h war ich plötzlich ungewöhnlich nass. Ich dachte gleich Fruchtwasser und bekam leichte Panik, da mir schlagartig die Worte der Hebamme in den Kopf kamen: „Köpfchen nicht im Becken, Krankenwagen, erhöhtes Infektrisiko wegen des Streptokokkenbefundes, wenn die Fruchtblase offen ist“ das war das letzte womit ich gerechnet hatte, und eigentlich auch das letzte was ich wollte.

Ganz leichte Wellen waren auch spürbar, aber dann bekam ich über die Thematik Krankenwagen und Krankenhaus so ein Unwohlsein, dass ich Schüttelfrost kriegte und mich erst einmal wieder beruhigen musste. Gespräche mit meinem Schatz folgten was zu tun ist, ich hatte auch die Aussage der FA die sagte egal ob der Kopf im Becken ist oder nicht, so lange keine Wehen da sind. An diesem Strohhalm habe ich mich aufgerichtet und bin ins Bad und habe erst mal geschaut was kommt und wie viel. Die Mengen waren von drippeln über kleine Schwälle bis gar nichts mehr.
Also Einlage und schlafen.

Am Morgen die Aussage der Hebi: Fahr ins KH die machen eine Blutuntersuchung und müssen ggfs. einleiten.
Nein ich war aber noch nicht bereit für das KH und für eine Einleitung schon gar nicht. Mit moralischer Unterstützung anderer Schwangerer und Mütter, machte ich mir Mut und wartete meist auf dem Sofa sitzend dass die Wellen stärker würden.
Ich räucherte ein bisschen Beifuß, was zwar den Hund und meinen Schatz ultra entspannte, aber keine Wellen ankurbelte, ein Tässchen Glühwein blieb ebenfalls ohne Wirkung. Baden und Sex ging ja wegen dem Infektrisiko nicht mehr, also habe ich meine Hoffnung auf eine Massage des Bauches mit Rotem Tigerbalm gesetzt, weil ich kein Nelkenöl hatte, aber es tat sich nichts.

Die Hebamme hatte von Einleitung und Antibiose innerhalb von 12-24 h gesprochen und meine Stimmung schwankte zwischen einer typischen resistens und aufwallender Verzweiflung. Ich beschloss wieder zu schlafen. Mein Sohn war viel zu nervös, also musste er leider zum Papa, denn ich war bereits recht gestresst.

 

WEHEN

Gegen Abend Kontraktionen, ich beschloss zu laufen obwohl ich aufgrund des Fruchtwasserabgangs nicht sicher war ob das gut ist. In der Nacht hatte ich leichte regelmäßige Kontraktionen, so dass ich hoffte am Morgen sei es genug um ins KH zu fahren.

Am Morgen war alles weg und ich völlig demoralisiert. Zu allem rief auch noch die Hebi an und war entsetzt, dass ich noch zu Hause war, sie erzählte mir statistisch steige das Infektionsrisiko nach 36 h dramatisch an, als ich fragte im KH oder zu Hause musste sie zugeben, dass das klinische Werte sind. Sie ermahnte mich endlich ins KH aufzubrechen. Ich überwachte wie auch am Vortag weiter meine Temperatur und andere Werte wie Blutdruck und Pulsrate und beschloss mich weiterhin auf meiner Couch aufzuhalten. Die Stimmung war sehr angespannt, da es für meinen Partner auch eine nicht sehr einfache Situation war, aber hinter den Entscheidungen stand er Gott sei Dank immer.

Aber was nutzte das alles es kamen keine Wellen und meine moralische Verfassung war nicht mehr die Beste, ich stand unter Stress. Als am Abend dann die Heizungsanlage einen Totalausfall hinlegte sah ich das als Zeichen doch ins KH aufzubrechen, denn zu Hause hätte ich nun ja nicht bleiben können.

 

IM KRANKENHAUS

Die Hebi dort war gelassen und auch ganz nett, aber die Dienst habende Ärztin wollte gerade schlafen und war daher schon bei unserem Erscheinen genervt, was sich aber noch steigern sollte… Nach einer kurzen Untersuchung durch die Hebamme, die total entmutigende Aussage „Muttermund bei nur 1 cm“ Das CTG war ok Herztöne des Kindes unauffällig.


Nun wieder zurück zur in ihrer Schlafabsicht gestörten Ärztin, es wurde ein chemischer Test gemacht ob die kaum noch abgehende Flüssigkeit tatsächlich Fruchtwasser ist, und dies wurde bestätigt, man vermutete einen „hohen Blasensprung“ weil das Wasser nicht komplett abging. Daraufhin meinte die Ärztin seit wann das so sei, und ich schummelte und sagte ich weiss das nicht so genau und verschwieg einen vollen Tag, also 24 h. Das ginge ja gar nicht, so was mache sie nicht mit sie würde jetzt einen Plan erstellen und mit mir besprechen und dann würde eingeleitet.

Wieder CTG, mitlerweile waren mein Schatz und ich uns einig sie sollen uns erst einmal gehörig aufklären bevor weiter gemacht wird. Dabei stellte sich heraus, dass das Mittel zur Einleitung zu diesem Zweck nicht zugelassen ist, nur auf Nachfrage wurden einige mögliche Komplikationen wie Dauerkontraktionen und Uterusruptur erwähnt und dann solle ich jetzt endlich unterschreiben es wäre ja nun Zeit der Blasensprung bestehe zu langen und das Risiko sei zu hoch.

Als ich jedoch nach den Blutwerten fragte verlor die Ärztin die Geduld, was ich denn jetzt damit wollte, und ich solle endlich unterschreiben, sie wolle jetzt schlafen. Sie wisse nicht wann die Blutwerte da sein werden und das spiele ja auch keine Rolle. Daraufhin lehnte ich jede weitere Behandlung außer CTG ohne Vorlage der Blutwerte und angestiegener Entzündungswerte ab. Danach war die Ärztin happy und dampfte ab um zu schlafen.

Nach einiger Zeit kam die Hebamme mit den Blutwerten, die keinerlei Anzeichen auf eine Entzündung zeigten. Ich lehnte daher dankend alles weitere ab woraufhin erneut Blut abgenommen wurde. Es entwickelten sich wieder leichte aber regelmäßige Wellen, so dass meine Hoffnung stieg ich könnte mein Baby doch noch ohne „tripp“ wie mein Schatz es so schön nennt (Cytotec), gebären. Doch es wurde weiter rumgestresst, eine weitere Blutabnahme, denn die Werte könnten ja gestiegen sein. Auf dem CTG entmutigend kaum Wehen, der Muttermund öffnet sich nicht. Jedes mal wenn sie das CTG anschlossen, waren die Wehen weg.

 

INFEKTIONSRISIKO

Am Morgen kamen dann zwei Ärzte und versuchten mich zu überzeugen, dass ich mein Baby gefährde, dass es schwer krank würde, weil ja das Infektrisiko von Stunde zu Stunde steigt und nun schon seit mehr als 24 h bestehe (tatsächlich mehr als 48!) auch hatte man nun gesehen, dass im Mutterpass etwas von Streptokokken steht – aha jetzt erst? Seltsam wo ja alles sooo extrem kritisch ist und gefährlich haben sie nicht einmal in den Mutterpass geschaut? Ich würde wertvolle Zeit verlieren…Doch ich wollte die zweiten Blutwerte abwarten.

Nun auch da minimaler Anstieg der Entzündungswerte…ich war fertig, meine Nerven total runter. Mehrmals sagte ich sie sollen aufhören, mir solchen Stress zu machen…

Da ich wusste, dass das Infektrisiko mit einem KH-aufenthalt und vaginalen Untersuchungen steigt, stimmte ich letztlich der Antibiose und dem „tripp“ (Einleitung) zu…dies wurde schnell notiert, ich unterschrieb…

Doch plötzlich fand man 1 h Zeit um die doch so kritische Situation zu behandeln, nach meiner Unterschrift tat sich erst mal nichts…

 

ANTIBIOTIKA UND EINLEITUNG

Nach einiger Zeit wurde ich in einen Raum geführt in ein Krankenbett in Seitlage ans CTG angeschlossen. Ohne weitere Prüfung mit weiteren abfälligen Bemerkungen über meine eigenen Wehen wurde mit dann die Testdosis Cytotec zur Einleitung und ein Antibiotikatropf mit Breitbandantibiose verpasst. Von da an hieß es liegen in Seitlage und nicht bewegen! Das war um 9.30 h.

Nach relativ kurzer Zeit Aufruhr bei der Hebamme, keine Information für mich. Sie rief die Ärztin sie solle das CTG begutachten. Darauf hin sollte ich mich vom CTG abwenden. Auf meine Nachfrage ob die Herztöne des Kindes nicht in Ordnung seien meinte die Ärztin nur, das könne man im CTG noch nicht wo sehen, säh aber nicht gut aus, sie fielen schon ohne Geburtswehen extrem ab. Wieder wurde ich liegen gelassen das CTG beobachtend und auf Wehen hoffend. Ich bat um Trinken, doch man brachte nichts.

 

KAISERSCHNITT-AUFKLÄRUNG

Dann rauschte die Ärztin erneut an, die Lage sei ja nun mal kritisch, sie wolle eine Kaiserschnittaufklärung machen. Ich stimmte zu und bat sie das auf Englisch zu tun, damit auch mein Partner das verstehe, sie behauptete sie spräche kein Englisch (was sich nachher als eindeutige Lüge herausstellte).

Es folgte eine Blablubberaufklärung mit abfälligen Bemerkungen zu meinem Partner, er habe sich dahin zu platzieren im OP wo man ihm sagt (später erfuhr ich von meiner Zimmernachbarin, dass der Vater hilflos in die Ecke gesetzt wurde…) wenn er umkippt hätte er halt Pech gehabt….

So fertig, bitte unterschreiben…Ich fragte mal kurz ob ich nur unterschreibe, dass ich aufgeklärt wurde oder gleich dem Kaiserschnitt mit zustimme….nein – beides – ist doch klar!

 

WEHEN!

Mittlerweile setzten die Wehen stärker ein. Ich verweigerte meine Unterschrift und sagte ich werde erst unterschreiben, wenn es notwendig ist.

Die Ärztin wurde merklich sauer!

Außerdem vermerkte ich wenn ich nicht entscheiden könne, dass mein Partner eine Generalvollmacht habe, da sagte sie, das interessiere sie nicht im Notfall entscheiden die Fachleute, am liebsten hätte ich ihr einen Tritt verpasst. Frustriert rauschte sie ab, und die Hebamme kam zurück ich verlangte zu Essen und Wasser, aber sie verweigerte es, ich würde dann in den OP kotzen und sie sei Schuld…

Ich argumentierte soweit ich das zwischen den Wehen noch konnte, dass ich ohne Trinken und Essen mit Unterzucker kein Kind gebären könnte. Nachdem ich nicht aufhörte bekam ich einen Elektrolyttropf – immerhin etwas – und siehe da, Babys Herztöne verbesserten sich und die Wehen wurden immer häufiger und heftiger. Mit total trockener Kehle war es mir aber schließlich nicht mehr möglich diese zu veratmen und ich habe begonnen zu schreien, besonders, weil sie sehr schnell aufeinander folgten.

 

DAS BABY KOMMT

Ich musste zur Toilette. Da ich aber in einem Bett lag wollte ich auch nicht alles „laufen lassen“.

Ich verlangte zur Toilette zu gehen, die Hebamme kontrollierte den Mumu 5 cm, ich durfte gehen. Aber ich dachte die ganze Zeit nur oh mein Gott erst 5 cm das schaffe ich nicht. Mein Partner zerrte mich instinktiv von der Toilette zurück in einen anderen Kreissaal, weil ich ihn unter den Wehen niederdrückte und auch zwei weitere Hebammen das kaum halten konnten.

Im Kreissaal begab ich mich in den Vierfüßler, weil das leichter zu ertragen war, da konnte die Hebamme, beflissen ihr CTG wieder anzuschließen, schimpfen und drohen was sie wollte. Vor lauter CTG hatte sie nämlich was übersehen – als ich sie fragte was da so drücke rief sie nach dem Chefarzt (klar Privatpatienen!) das Kind komme. Doch während der mit fliegendem Kittel zur Tür reinsauste, plumpste mein Baby um 12.04 h auch schon zwischen meine Beine, innerhalb von 5 min. hatte sich der Muttermund unter zugegeben heftigen Wehen, von 5 cm vollständig geöffnet und mein Baby ohne pressen herausbefördert.

 

NABELSCHNUR

Leider wurde sofort die Nabelschnur abgeklemmt und noch bevor ich etwas sagen konnte war sie gekappt und man fiel über das Nabelschnurblut her – wozu die wohl 5 große Ampullen brauchen? Eigentlich gehörte dieses Blut meinem Baby.
Ich schnappte mir mein Kind und gab es auch erst mal eine Weile nicht her, durfte es anlegen und kuscheln, endlich etwas, wie ich es wünschte.

 

ÜBERWACHUNG

Ich war sehr erschöpft und man riet mir, aufgrund des gesamten Verlaufs und Babys geringen Gewichts (2510g, 49 cm, 33 cm Kopf) eine 48 stündige Überwachung im KH, der ich auch zustimmte, beim besten Willen hätte ich nicht die Kraft gehabt nach Hause zu fahren.

Als aber die Kinderärztin nach der U2 riet weiterhin im KH zu verbleiben, wegen des Verlaufs und des Gewichts, winkte ich dankend ab und unterschrieb unsere Heimreise…

 

ZU HAUSE

Nun sind wir seit einigen Tagen zu Hause, stillen was das Zeug hält und das Baby hat schon fast 100 g über seinem Geburtsgewicht. Gestern waren wir sogar einmal kurz mit Tragetuch draußen zur Apotheke.

Geburtsverletzungen habe ich keine. Nur beim Baby besteht der Verdacht einer leichten Candida im Windelbereich – ja ja du hattest ja eine Antibiose unter der Geburt, sagte die Hebamme nur – gggrrrrrrr!!!! Aber da arbeiten wir auch daran….

Danke an alle, die mich begleitet und ermutigt haben, ich denke das Warten hat uns vielleicht den drohenden Kaiserschnitt erspart, auch wenn ich mir eine selbstbestimmte Geburt anders vorgestellt hatte, so haben mir doch die vielen Gespräche in meinen Gruppen Mut gemacht und Informationen gegeben, die Entscheidungen so zu treffen wie ich sie getroffen habe…zu unser aller Bestem.

Und was das Bonding angeht…ich glaube nicht nur ich, auch Papa hat seine große Liebe gefunden.

ENDE

 

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